Iris Minder

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E chli zrügg luege (2)

Eigentlich müsste ich – als gebürtige Luzernerin – schreiben «zrögg» (ausgesprochen nicht ganz so, aber in etwa wie die hochdeutschen Wörter «grölen», «mögen»). Aber nach 50 Jahren «in der Fremde» (natürlich heimisch geworden) passt man sich den Dialekten an.

Wenn man bewusst versucht, sich zurückzuerinnern, dann beginnt es zu fliessen und man merkt, dass die Quelle der Erinnerungen voller sprudelnder Bilder und Geschichten ist. Wie es Ihnen wohl geht?

Wie bereits erwähnt, bin ich Anfang der 50er Jahre geboren, in Emmenbrücke bei Luzern. In meiner Familie wurden die kirchlichen Feiertage wichtig und ernst genommen. Nicht nur, dass der Besuch von Gottesdiensten ganz selbstverständlich war, nein, die Eltern haben für uns Kinder gerade Ostern und Weihnachten besonders gestaltet und mir etwas Mystisches, Geheimnisvolles mit auf den Weg gegeben.

Ostern

Dass der Osterhase still und leise in der Nacht kommt und Schoggieili und -hasen vor die Kinderzimmertüre stellt, ist selbstverständlich und ich glaube ganz fest daran. Das Einschlafen in der Nacht auf Ostersonntag fällt deshalb nicht immer ganz leicht. Umso mehr als es halt schon manchmal vorkommt, dass der Osterhase und seine Gaben als erzieherisches Druckmittel hinhalten müssen. So im Sinne: «Wenn du nicht brav bist, dann …»

Da ich diese Forderung nicht immer erfüllen kann und mich selber eher als nicht artig, lieb und nett (was auch immer das ist) empfinde, ist die Angst natürlich doch da, leer auszugehen. Woran ich mich genau erinnere ist, dass ich nachts jeweils aufwache und dann aber wieder beruhigt einschlafen kann: Der Duft der Osterschokolade dringt nämlich durch die Türe und ich weiss, alles ist gut.

Ich wundere mich allerdings heute, dass ich damals nie aufgestanden bin und die Schoggi gleich mit ins Zimmer genommen habe. Das hätte doch eher zu mir gepasst! 😉

Woran ich mich auch noch erinnere ist, dass wir um Ostern herum mit dem Auto Richtung Udligenswil (denke ich jedenfalls) fahren und an einem Waldrand anhalten. Die Wiese davor ist voll von herrlich blühenden Schlüsselblümchen. Ich sehe die Stelle noch genau vor mir und wie ich übermütig herumhüpfe, um für meine Mutter ein Sträusschen zu sammeln. Diese Freude, ja Glückseligkeit an Schlüsselblumen ist mir bis heute geblieben und wenn ich die ersten blühen sehe, dann habe ich das Gefühl, dass alles gut wird.

Und dieses Gefühl «alles wird gut» möchte ich Ihnen für diese besonderen Ostertage in einer schwierigen Zeit weitergeben.

Frohe Ostern!
Ihre Iris Minder

P.S. Das Szenenspiel «Schwinde, schwinde mit dem Mond» findet aus gegebenen Umständen im Juni 2020 nicht statt.

8 Kommentare

  1. Ja, liebe Iris, du könntest wohl ein ganzes Theaterstück mit Ostererinnerungen von uns allen füllen. Es ist ein gewaltiges Fest. Und ich weiss, wo in meinem Dorf die Schlüsselblümchen blühen. Da gehe ich heute hin: allein, aber in der Osterfreude mit Vielen verbunden, trotz allem! Danke dir!

  2. Schön … sollten alle lesen und … automatisch erinnert man sich an seine eigenen persönlichen Oster-Kindheitseindrücke … danke Iris …

  3. Im Wald nahe dem Wehrenbach ist der Boden an einigen Stellen übersät
    mit zarten weissen Blüten der Buschwindröschen. Wie schön!
    Wenn auch alleine – und in Abstand zu anderen Spaziergängern – Momente der Dankbarkeit, auch an Dich, liebe Iris.
    Ute

  4. Liebe Iris, damals teilten wir uns ein Zimmer. Ich bin nie aufgewacht!! auch dieses Jahr wird alles gut – einfach ein bisschen später! Ostern kann ja wie Weihnachten auch dann im Jahr sein, wenn wir uns besonders glücklich oder geborgen fühlen!
    Ein kleines Detail: als Luzernerin wie Du sage ICH „zrogg“ ! ???!
    Herzlich
    Doris

  5. Liebe Iris. Vielen Dank für diesen Text, der auch mich dazu anregt, mich an früher zu erinnern: An die Jugendzeit, aber auch an die Zeit, als ich nach Grenchen kam. Und ich mag mich gerne daran erinnern, als Du nach Grenchen kamst. Herzliche Grüsse und alles Gute.

    1. Liebe Iris, chli zrügg luege, ja das können wir auch es bitzeli. An unserem Hochzeitstag machten wir
      einen Spaziergang zu unserer Hochzeitskapelle.Die liebliche Kapelle steht immer noch am gleichen Ort und sieht immer noch gleich aus wie vor 60ig Jahren. Wir aber, haben doch etwas abbekommen
      in all den Jahren und der Lack ist auch etwas angekratzt. Chli zrügg luege, wir könnten ein Buch schrei-
      ben, doch wir lassen es und gehen in Gedanken zurück an all das erlebte, mit einem weinenden und
      einem lachenden Auge.
      E liebe Gruess, häbs guet u blib gsueng. Das Brautpaar

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