Iris Minder

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GEBURTSTAGE

Haben Sie auch ein ambivalentes Verhältnis zum Geburtstag? Auf der einen Seite freut man sich, dass man an einen denkt. Auf der andern Seite ist es einem eher etwas peinlich, wenn man so im Zentrum steht. Andere wiederum mögen es nicht, daran erinnert zu werden, dass man unweigerlich älter wird.

Kindergeburtstage

Können Sie sich noch an Ihre Kindergeburtstage erinnern? Ich kaum noch. Das Problem war, dass sowohl meine Schwester wie ich in den Sommerferien Geburtstag hatten und mein Bruder in den Weihnachtsferien. Das bedeutete, dass kein Unterricht war und so auch kein besonderer Moment in der Klasse, in dem man ein wenig im Zentrum stand. Am ersten Schultag wurden dann nur die Kinder kurz erwähnt, welche in den Ferien Geburtstag hatten. Das war’s dann. Als Kind war das leicht frustrierend.

Ich kann mich auch nicht mehr so genau an Geburtstage bei Schulkamerädli erinnern. Es gab sicher Kuchen und Sirup. Ich erinnere mich an eine Einladung, bei der wir wie vergiftet Schwarzer Peter spielten. Und wer dann der schwarze Peter war, wurde mit einem angeschwärzten Zapfen im Gesicht gezeichnet. Meine Geschwister erinnern sich noch an andere Spiele wie Schoggi essen. Man musste sich eine Serviette umbinden, Messer und Gabel nehmen und so die Tafel essen. Aber nur so lange bis jemand in der Runde eine Sechs würfelte. Dann wurde gewechselt. Manchmal konnte man viel essen, manchmal kam man gar nicht dazu. Oder dann musste man einen Apfel essen, der in einem Wasserbecken schwamm. Natürlich mit den Händen auf dem Rücken. Oder Zeitung lesen: Ein Kind stand gegen die Wand, die andern bewegten sich auf dieses zu. Wenn es sich umdrehte und sich dann noch jemand bewegte, mussten diese wieder auf den Anfangspunkt zurück. Wer es schaffte, das Kind an der Wand zu berühren, durfte dann dessen Rolle übernehmen.

Eine Feier, die zu mir passt

Und jetzt – letzte Woche – hatte ich wieder einmal Geburtstag. Ein runder. 70! Eine liebe Freundin hat für mich ein Überraschungsfest organisiert. Und wieder konnten viele Geladene, die mir wichtig sind, wegen der Ferien nicht dabei sein. Und dann noch Corona! Am liebsten hätte ich sehr viele Menschen einladen wollen. Menschen, die mich begleiten und die mir ans Herz gewachsen sind. Aber eben … Coronabegrenzung!

Das für mich organisierte Fest war rundum ein Erlebnis und entsprach in jeder Beziehung mir und – wie ich im Nachhinein bemerke – auch meinen Theaterstücken. Sehr viel Freiheit! Man konnte sich drinnen aufhalten oder draussen, sich beliebig bewegen, von einem durch die Gäste erstellten Buffet, konnte man frei wählen was und wieviel man essen will. Einer meiner Lehrer schrieb mal in sein Buch, dass Grenzen für Iris dafür da seien, sie zu überschreiten! Freiheit, halt!

Aber auch all das, was meine Gäste an «Unterhaltung» boten, entsprach eigentlich genau dem, was ich in meinen Stücken immer versuche zu realisieren und das mir entspricht: Lachen, Wurzeln in der Geschichte, aber auch Besinnliches mit Tiefgang und Musik. Lachen in der Inszenierung (Franziska B. und S.) vom Märchen Hänsel und Gretel (einige mussten beispielsweise Feuer, Holz, Krücken, Vogel, Ofen, Matratze usw. usw. spielen). Es war ein Riesengaudi. Oder dann die selbstironische Solosketchnummer von Rita übers Altern und Falten!  Geschichtliche Wurzeln sind durch textliche und bildliche Erinnerung an mein Leben (meine Geschwister) oder an meine Rollen in der Remisebühne Jegenstorf (Hedy und Röbi) gezeigt worden. Und dann die beiden Musiker (Yaël und Bruno) mit ihren Soloauftritten! Oder das ganz a capella vorgetragene und umgewandelte Grenchner Lied von Susi. Tiefgang und Besinnliches schenkte uns die Lesung von Basrie, die aus ihrem autobiografischen Buch «Bleibende Spuren – mein Weg vom Kosovo in die Schweiz» gelesen hat und ergänzt hat mit der Geschichte, wie wir uns kennen lernten.

Ich fühle mich rundum privilegiert, so viele Menschen an meiner Seite zu haben, die mich stützen und schätzen, in der sicheren Schweiz wohnen zu dürfen, genügend zu essen zu haben, in einem wunderschönen Haus wohnen zu können. Und: Trotz meiner 70 Jahre kann ich nach wie vor arbeiten, und zwar das, was ich bin, was mir entspricht, was mich erfüllt.

Ich bin von Herzen dankbar für das alles.

Ihre Iris Minder

9 Kommentare

  1. Nachträglich recht herzliche Gratulation !
    Wünsche nur alles Beste in Sache Gesundheit und all anderen Dingen !

    Gruss aus dem Fricktal.

    hp.estermann ex rothenburg/emmenbrücke

  2. Liebe Iris es ist nicht selbstverständlich, dass man mit 70 Jahren so positiv über das Leben schreiben kann. Ich bewundere es, dass du trotz Höhen und Tiefen in deinem Leben deine positive, lebensbejahende Grundhaltung behalten hast. Toll durftest du einen so spannenden und auch berührenden 70. Geburtstag erleben.
    Liebe Grüsse Kathrin ( eine frühere Wegbegleiterin)

  3. Liebe Iris
    Es freut mich, dass du immer noch so aktiv bist. Mach noch lange weiter so!
    Wünschen dir alles Gute, e gueti Zyt und auf bald einmal.

    Herzliche Grüsse.
    Barbara und Karl

  4. Das ist dir, wie immer, sehr gut gelungen, liebe Iris!
    Du hast die Details des Festes mit all den lebendigen und fröhlichen Farben liebevoll beschreiben. Das passt zu dir!
    Weiterhin alles Liebe und Gute!

  5. Liebe Iris.
    Wir gratulieren dir auch noch recht herzlich zu deinem 70 Geburtstag.
    Es ist schön dass du immer noch so aktiv bist.
    Wir freuen schon jetzt auf eines deiner nächsten Projekte.
    Wir wünsche dir für die Zukunft eine gute Gesundheit und dass du noch viele spannende Projekte machen kannst.
    Liebe Grüsse, Lisbeth und Tony

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