Iris Minder

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Schabernack und Konzentration hinter der Bühne

Am letzten Samstag war wieder einmal Derniere. Mein Stück «Bunte Vögel» zum 50. Geburtstag von Büren Tourismus mit Essen oder nur Apéro ist Geschichte.

Einmal mehr ist eine intensive und schöne Theaterproduktion zu Ende gegangen. Über Wochen und Monate sind die Spielerinnen und Spieler zu einem fabelhaften Team zusammengewachsen. Gemeinsam hat man gelacht, sich genervt, gearbeitet. Wir haben verschiedene Welten aus der spannenden Geschichte von Büren entstehen lassen. Jedes einzelne im Team konnte den Applaus, den Dank, den Erfolg direkt und unvermittelt entgegennehmen und sich daran freuen. Und was gibt es Schöneres für einen Schauspieler, als sich eine Figur anzueignen, diese aufleben zu lassen und dann die Begeisterung des Publikums zu spüren. Die Spielenden haben so die direkte und unmittelbare Anerkennung für ihre Arbeit.

Aber da gibt es noch ein ganzes Team von engagierten Menschen hinter der Bühne, ohne die eine erfolgreiche und für die Zuschauer einmalige Produktion gar nicht möglich wäre. Sie stehen alle nicht im Rampenlicht und bekommen die Anerkennung eher indirekt. Ich möchte hier mal einen Blick hinter den schwarzen Vorhang beim Geburtstagsanlass von Büren Tourismus mit der Produktion «Bunte Vögel» werfen. Was dort passierte, könnte ein eigenes Theaterstück werden.

Mein Blick hinter den schwarzen Vorhang geschieht mit einem Schmunzeln und mit grossem Dank an diese unentbehrlichen guten Seelen. Von Anfang an habe ich grossen Wert darauf gelegt, dass hinter dem Vorhang absolute Ruhe herrschen müsse, wenn vorne die Szenen aus Bürens Geschichte gespielt werden. Kein Reden, kein Geklapper von Geschirr, kein nervöses Hin und Her. Dies, weil die Stoffwände diese Geräusche nicht abhalten können. Das Publikum soll einen ungestörten Theaterabend geniessen können.

Es war wirklich grossartig, wie das Team sich daran hielt. Und dann passierte es: Ich, die so auf Stille achtete und streng dazu schaute, bewegte mich nach vorne, direkt hinter den Vorhang, um die Vogelstimmen einzuschalten. Dabei stiess ich an die Harasse mit den leeren Flaschen. Typisch! Das Servierteam schaute mich entsetzt an und machte die gleichen Gesten wie ich, wenn ich ans Ruhigsein mahnte!

Oder da gab es die Frau, die sehr, sehr gerne und viel redet. Am Schluss des Essens und der Vorstellung kam sie strahlend und stolz zu mir und meinte: «Gell, das habe ich gut gemacht. Sogar ich habe mich still verhalten!»

Etwas Unruhe entstand bei der Sonntagsvorstellung. Wir warteten auf den Zuständigen für den Service. Das Publikum trudelte bereits ein. Um 11 Uhr sollte die Vorstellung beginnen. Eine halbe Stunde vorher sendete ich ihm eine SMS, wo er sei. Seine Antwort: «Vorstellung ist um 12 Uhr. Ich habe noch eineinhalb Stunden Zeit.» Ich: «Vorstellung ist um 11 Uhr!» Mit Turbogeschwindigkeit raste er dann von Grenchen nach Büren. Auch dies wurde mit Humor genommen.

Oder da ist der Helfer, der häufig da war, trotz Rückenschmerzen. Ruhig und gelassen portionierte er Käse, bereitete Kaffee zu, schnitt Brot. Ich bewunderte ihn, mit welcher Ruhe er seine Arbeit verrichtete. Seine Kollegen meinten jedoch lachend, dass er nicht immer so sei. Ich selber habe ihn nie anders erlebt.

Lustig fand ich dann aber folgende Szene bei der Dernière: Er war wieder daran Käsestücke auf Teller anzurichten. Ich stand daneben. Wie ein Chirurg bei einer Operation, der ein Instrument von der Assistenz verlangt, meinte er zu mir: «Wasser, bitte. Ich habe Durst!» Selbstverständlich habe ich es ihm dann auch geliefert.

Oder da war die Szene mit einer Helferin. Vorne spielte die Drehorgel. Sie und ich sassen auf einem Stuhl und begannen auf dem Stuhl zu schunkeln und die Beine im Rhythmus in die Luft zu werfen. Besonders genoss ich es, wenn sie unter sich oder gegenüber mir, Sprüche klopften. Man nahm sich auf die Schippe und genoss die Reaktion des anderen oder die Gegenrede. Keiner war um eine Antwort verlegen. So gab es ein ständiges Hin- und Her von Neckereien. Besonders einer der Helfer hatte es darauf abgesehen, mich zu «ärgern». Er wusste genau, dass ich es nicht mag, wenn man dauernd sagt, du bist die Grösste, du bist genial. Es ging einige Zeit, bis ich merkte, dass er mich damit nur ärgern wollte, weil er wusste, eben weil er ganz genau wusste, dass ich das überhaupt nicht mag und deshalb alles immer heftig zurückweise, denn für mich steht die Teamleistung im Vordergrund.

Damit die Schauspieler ihr Werk zeigen können, damit das Publikum einen rundum gelungenen Abend geniessen kann, braucht es all die aktiven Menschen, die vorbereiten, planen, zudienen und organisieren. Dass auch so ein Team im Hintergrund eine gute Zeit haben kann und zusammenwachsen kann, habe ich eindrücklich bei Büren Tourismus erleben dürfen.

Es ist ein ganz schönes Gefühl, zu spüren und miterleben zu dürfen, dass Theater so viel zu sozialen Kontakten und freudvollem Austausch beiträgt. Man wird vertrauensvoll getragen und gestützt. Man arbeitet ernsthaft uns seriös, aber auch locker und mit Humor. Auf der einen Seite im Team der eigentlichen Theaterleute, auf der anderen Seite unter dem Team der Helfenden. Und dann gemeinsam zu spüren, dass man mit seinem Einsatz dem Publikum einen erlebnisreichen Abend hat bereiten können!

Wertvoll! Einfach nur wertvoll!

Herzlich Ihre Iris Minder

 

P.S. Mein zweiter Roman ist fertig. Wurde durch Susi Reinhart korrigiert und wird nun von Olivia Schwab lektoriert. Dann überarbeite ich nochmals und gehe auf die Suche nach einem neuen Verlag. Das Rätsel um Roland ist übrigens gelöst.

4 Kommentare

  1. Schön liebe Iris! Es war wirklich ein tolles Teamerlebnis…..noch heute ertappe ich mich, dass ich das Lied: heut ist der schönste Tag in meinem Leben vor mich hin summe☺️

  2. Es ist eben wie im Leben: was hinter den Kulissen geschieht, strahlt eben dann ins Offen-sichtliche und umgekehrt. Darum stimmen eben deine Geschichten UND die dazu gehörenden Inszenierungen..Dazu braucht es so begabte Menschen wie du..

  3. Danke Iris, es war wirklich schön und lustig mit dir zusammen zu arbeiten. Vielleicht sollte man mal ein Stück schreiben was so hinter der Kulisse ab geht und welche Kommentare fallen!!!

  4. Und genau wegen dieser Geschichten im Hintergrund macht das Spielen auch immer wieder so viel Spass. Und mit diesem eigenen Spass auch noch anderen Menschen eine Freude zu bereiten macht es perfekt.
    Und ich kann es kaum erwarten das Rätsel um Roland aufgelöst zu bekommen… monatelange schlaflose Nächte gehen zu Ende

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