Iris Minder

Blog

Etwas erfinden, das es schon gibt!

Dumm gelaufen eigentlich! Aber mir ging es mit meinen Szenenspielen so.

Vor Jahren nahm ich mal an einer szenischen Führung in Bern teil, bei der ein Schauspieler als Casanova seine Sicht der Stadt erzählte. Ich fand die Idee spannend, vor allem aber ausbaufähig mit wirklich gelebten Szenen.

2008 bekam ich die Gelegenheit, so etwas in Grenchen zum 90. Jahrestag des Generalstreiks zu kreieren.

Mit der Schauspielerin Sandra Sieber, die in sieben verschiedene Rollen schlüpfte, haben wir die Zuschauer vom Grenchner Postplatz bis zum Bahnhof Nord in die Welt von damals entführt.

Für mich war es schon bei dieser ersten Produktion wichtig, dass die Zuschauer nicht einfach passiv zuschauen, sondern in irgendeiner Form integriert werden. So bekamen sie Transparente mit den Forderungen der Streikenden und Fackeln und wurden so Parolen skandierend selbst zu einem Demonstrationszug.

Auch wurden sie vom Koch, der die Streikenden verpflegte, mit Suppe überrascht. Es war für die Zuschauer ein grosses Erlebnis.

Vertreterinnen von Büren Tourismus waren so begeistert, dass sie mich engagierten, um bei ihnen so eine Produktion zum Thema der Kindstaufen zu gestalten.

Kurz darauf bekam ich einen entsprechenden Auftrag zum 90. Jahre Jubiläum des Flughafens Grenchen.

Aber was ist mein Szenenspiel eigentlich?

Bei meinem Szenenspiel wird der Besucher zu einem Teil der Handlung. Er erlebt die Figuren unmittelbar, direkt und authentisch, ist mittendrin im Geschehen, in lebendigen Szenen und ist nicht nur «Voyeur» wie bei einem Theater, das auf einer Bühne stattfindet.

Das Erlebnis für den Zuschauer wird intensiver und nachhaltiger. Es findet eine tiefere und stärkere Interaktion zwischen den Figuren und dem Zuschauer statt und somit auch eine tiefgehende Identifikation mit den Schicksalen der Menschen aus einer früheren Zeit, deren Freuden und Leiden, Sorgen und Nöten, Träumen und Einstellungen.

Für mich ist es dabei immer wichtig, dass die Zuschauer zu einem Teil der Handlung werden und dass so viele Sinne wie möglich angesprochen werden.

Ich fand dann bald, dass das Wort «szenische Führung» nicht korrekt das aussagt, was ich mit diesem Genre mache. Mit einer Umfrage bei Theaterfreunden kristallisierte sich bald der Ausdruck SZENENSPIEL heraus.

Seit 2008 habe ich bis heute 12 Szenenspiele realisiert.

  • 2008: Generalstreik, Grenchen
  • 2010: Der erschwindelte Himmel, Büren a.A., die Kindstaufen im Mittelalter
  • 2011: Auf den Wellen des Himmels gleiten, Grenchen, Jubiläum Flughafen
  • 2012: Jumpfer Kusterli gibt sich die Ehre, Büren a.A., verschiedene Originale um 1900
  • 2013: Die Wilden Fünfziger Jahre, Grenchen, Auflebenlassen der 50er Jahre mit allen Facetten
  • 2014: Schlaflos auf Landshut, Schloss Landshut Utzenstorf, Szenen zur Geschichte des Schlosses
  • 2015: Adolf Gschwind, im kultur-hist. Museum Grenchen, die Memoiren des Uhrmachers
  • 2015: Es liegt was in der Luft, Jubiläum GAW, Solothurn, Entwicklung der Kommunikationstechnik
  • 2017: Es stolzes Wärch, das Polenlager, Büren a. A., Internierung im 2. Weltkrieg in Büren
  • 2018: Gedenkgottesdienst zu 150 Jahre Dorfbrand, Rüti b.B.
  • 2018: So ein handlich Weib, Gotthelfs Frauenfiguren, Schloss Landshut, Utzenstorf
  • 2019: Bunte Vögel, Szenen aus der Geschichte von Büren zu 50 Jahre Bürentourismus, Büren a.A.

Ich freue mich, im Jahr 2020 wieder in Landshut ein Szenenspiel realisieren zu dürfen. Worum es geht? Darüber ein anderes Mal!

Was hat das jetzt alles mit dem Titel zu tun?

Ich war lange der irrigen Meinung, dass ich da aus einer ursprünglich szenischen Führung (eine Person erzählt kostümiert aus ihrer Sicht) etwas ganz Besonderes mit vielen spannenden, sinnenreichen Szenen geschaffen, ausgebaut und intensiviert habe.

Aber Ähnliches gab es schon und gibt es.

Dumm gelaufen. Bin trotzdem ein wenig stolz, auch weil ich meinen eigenen Stil gefunden habe. Und ich möchte so lange es geht, solche Szenenspiele gestalten können.

Im Grunde eignet sich eine Vielfalt von Themen für Museen, Firmen, Kirchen, Gemeinden, Märkte, Institutionen, Tourismus, Parke, Plätze, Strassen usw. usw. Die Inhalte sind so reich wie das Leben: Historisches, Aktuelles, Philosophisches, Alltagsthemen, Religiöses, Fantasie, Mythologie, Sagen, Märchen, Kunst und vieles mehr.

2 Kommentare

  1. Ich finde Deine Szenenspiele immer wieder toll! Dadurch, dass ich Teil des Ganzes bin, löst es bei mir eine stärkere Betroffenheit aus, die mich noch Tage über das Spiel hinaus zum Nachdenken anregt. Ich freue mich auf viele weitere Szenenspiele!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert