Iris Minder

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Ab jetzt bist du alt!

Wenn das so einfach zu sagen wäre! Was ist eigentlich Alter? Ist «Altsein» ein Zustand oder eine Einstellung oder ein Gefühl? Ist es etwas Äusseres oder etwas Inneres? Wer bestimmt, wann jemand alt ist? Wenn ich so mein theater, JAWOHL-Team ansehe, dann sehen wir alle nicht mehr knackig aus. Aber ehrlich gesagt: Wir sind alle voller Leben, voller Energie, voller Lebensfreude und so was von dynamisch! Also: JUNG!

Einige meinen, das «Altsein» beginnt in dem Moment, wenn einem beim Aufstehen alles weh macht. Also so etwa ab 50. Andere bekommen Zustände, wenn sie 30 werden. Auf der anderen Seite gibt es Menschen wie meine Mutter, die mit 70, 80, 90 meinte: Sie könne diese Zahlen nicht verstehen. Die hätten überhaupt nichts mit ihr zu tun. Ich finde diese Aussage sehr interessant und spannend, umso mehr als ich es selbst so empfinde. Irgendetwas in uns, tief innen, scheint jung zu bleiben, wenn das Äussere, die Hülle langsam abbaut. Die Seele? Ich weiss es nicht, auf jeden Fall ein beruhigendes Gefühl, irgendwie! Was ich mich frage, ist, wenn der Geist, der Kopf, die kognitiven Fähigkeiten durch körperliche Gebresten wie Demenz, Alzheimer, Hirnblutungen u.ä. behindert werden: bleibt dann nach wie vor dieses innere Gefühl von «jungsein»? Wenn jemand sich alt fühlt, auch innerlich, ist diese Person dann das, was man alt nennt?

Allerdings merke ich doch schon, dass ich langsam alt werde, körperlich auf jeden Fall. Und der Körper bremst halt manchmal doch die Energie, die Jugendlichkeit, die Lebensfreude tief Innen. Aber so ist es halt, auch wenn es manchmal ein wenig belastet. Ich erkenne das Alter auch daran, dass ich gewisse Dinge nicht mehr oder nur mit äusserster Sorgfalt tue. Was? Früher, da habe ich Schnüre oder in Plastik Eingeschweisstes mit Hilfe der Zähne durchgebissen oder geöffnet. Obwohl meine Zähne noch gut sind, mache ich das heute mit grösster Vorsicht. Es zeigt sich auch, dass mir manchmal Worte fehlen, oder ich was vergesse oder schneller ermüde. Oder – wenn ich mein Auto anschaue – muss ich sagen, die verschiedenen Kratzer und Beulen hätte es früher nicht so häufig gegeben (gab es immer wieder, weil ich halt ein bisschen schnell um die Ecken fahre!). Oder die sich häufenden Arztbesuche. Oder die Lärmempfindlichkeit – sofern das Gehör noch gut ist: quengelnde Kinder, wenn man in Ruhe essen oder Zugfahren will oder aufdringliche Musik in den Läden oder das übergriffige Hämmern von Bässen.  Alles nichts Gravierendes, aber doch … äussere Zeichen von Alter! Den Gipfel der Erkenntnis alt zu sein, erlebte ich letzten Samstag in der Gurtenbahn. Kaum eingestiegen, erhob sich wie von der Tarantel gestochen ein alter Mann, grauhaarig, runzlig und bot mir seinen Platz an! Oh je! Jetzt ist es so weit! Uralt, wenn bereits ein Alter wegen mir aufsteht! Das war wirklich der Gipfel! Aber ich war so froh sitzen zu können! 😉 Im Nachhinein könnte ich mir vorstellen, dass er mit dem Aufstehen seine «Jugendlichkeit» beweisen wollte! Ist ja auch ein Thema.

Doch wie gesagt: der Körper altert. Etwas anderes in mir nicht. Ich denke, so lange ich noch denken kann, so lange mein kognitiver Teil noch funktioniert und nicht durch Demenz oder Ähnlichem behindert wird, bin ich jung. Jawohl! Und es sei nochmals gesagt: So lange das noch voll oder wenigstens fast voll funktioniert und aktiv ist, weigere ich mich, mich alt zu fühlen. Dies trotz des altmachenden Körpergefühls. Da kann noch mancher alte Mann für mich aufstehen! Jawohl! Und genau deshalb der Name der ehemaligen Seniorenbühne:  theater, JAWOHL!

Mit eben diesem theater, JAWOHL (also den «Alten») sind wir gerade auf Tournee und spielen in Utzenstorf, Koppigen, Birmensdorf, Hindelbank und Buchs. Es macht mir übrigens viel Freude als eifersüchtige Nachbarin Hertha am Rande mitspielen zu können. Aber dann ist diese Produktion bereits wieder Geschichte, und ich muss mir etwas Neues überlegen. Ich könnte mir gut vorstellen, zum Thema «altsein» etwas zu machen. Da wir alle uns ja selbst in diesem kritischen «Zustand» befinden, könnte ich mir gut vorstellen, dass daraus eine witzige, selbstironische, fröhliche … und vielleicht auch nachdenkliche Produktion werden könnte. An eigenen Erfahrungen, Geschichten und Spiellust wird es bestimmt nicht mangeln.

Es leben die Alten, die eigentlich tief Innen nach wie vor jung sind!

Ihre Iris Minder

8 Kommentare

  1. Hallo Iris , Ich bin 71 . fühle mich wie 71 . laut meiner Frau soll ich mich manchmal Benehmen wie ein 15 Jähriger !!!!!!!! , und somit habe ich doch noch 55 . Jahre Zeit um 71 zu werden .

    Gruss Urs

  2. Liebe Iris
    Treffender kann man es nicht sagen…. Ich bin mit 52 nun gerade so an der Grenze zum “alt” werden. Dies, habe ich das Gefühl, meinen aber nur die jüngeren Menschen, mit welchen ich zu tun habe. Ich persönlich und alle älteren Menschen, welche mich umgeben, denken genau dies nicht. Meine 90jährige Gotte hat mir immer wieder gesagt: “Du chasch no lache du bisch no jung” und ihre beste Freundin welche 95jährig war, hat mich konsequent immer geduzt und ich sie nicht, weil ich in ihren Augen ja fast noch ein Kind war….
    Deshalb ist das Alter nur eine Zahl und liegt im Auge des Betrachters.
    Es ist zudem total spannend älter zu werden, man lernt jeden Tag neue Knochen kennen… 🙂
    Herzlichst Karin

  3. Liebe Iris, ja das Alter, soooo gut hast du darüber geschrieben, ich gratuliere dir
    JAWOHL. Auch ich gehöhre ja zu dieser Kategorie, habe meine Bobos. Gegen einige habe ich ein gutes Mitteli gefunden, das heisst ganz einfach JAWOHL. Für mich ist es eine so gute Therapie, hilft mir über so manches hinweg und versetzt
    mich, seis beim proben oder auf der Bühne in eine andere Welt. So hoffe ich, bei JAWOHL noch lange mitmachen zu dürfen, wenn der Kopf mitmacht.
    E liebe Gruess, Hermann

  4. Liebe Iris, ja das Alter, soooo gut hast du darüber geschrieben, ich gratuliere dir
    JAWOHL. Auch ich gehöhre ja zu dieser Kategorie, habe meine Bobos. Gegen einige habe ich ein gutes Mitteli gefunden, das heisst ganz einfach JAWOHL. Für mich ist es eine so gute Therapie, hilft mir über so manches hinweg und versetzt
    mich, seis beim proben oder auf der Bühne in eine andere Welt. So hoffe ich, bei JAWOHL noch lange mitmachen zu dürfen, wenn der Kopf mitmacht.
    E liebe Gruess, Hermann

  5. liebe JAWOHLER und JAWOHLERINNEN, liebe Iris, genau so ist es! Innerlich bleibt man immer ein übermütiger Teenager, mit dem man Pferde stehlen kann und stets ausbüxen möchte; äusserlich „wachsen“ die Bobolis von Tag zu Tag und beim Erwachen stellt man erstaunt fest, dass diese auch auf der Wanderschaft sind und sich an unmöglichen Orten bemerkbar machen. Positive Bilanz dieser Metamorphose: jeder Mensch durchläuft sie früher oder später … deshalb: herzlich Willkommen im Club der positiv denkenden Generation „JAWOHL“ … auf zu neuen Ufern … besitos Mariann

  6. :“ Wenn jemand sich alt fühlt, auch innerlich, ist diese Person dann das, was man alt nennt?“:
    Könnte da der Faktor Weisheit vielleicht mit eine Rolle spielen? Denn der Weg den du im Leben gegangen bist formt dich nicht nur von aussen. Erfahrungen und Weisheit. LG Christoph

  7. Hoi Iris, habe einmal mehr -mit Spass – Deinen Block gelesen. Ich bin 62 und hab mit dieser Zahl ü b e r h a u p t nicht‘s am Hut – irgend jemand muss sich da wohl schwer verrechnet haben!
    Letzen Winter wollte ich mich nur erkundigen, ob ich eventuell schon einen verbilligten Seniorenskipass bekomme – ohne weiteren
    Kommentar und ohne Ausweissvorlage bekam ich den Seniorenpass anstandslos! Der Schock im ersten Moment für mich riesig – ich war völlig perplex- zu keiner Reaktion, geschweige denn einer Antwort fähig! Erst Minuten später konnte ich von Herzen – vorallem über mich selber – lachen.
    Ich fühle mich fit gesund und munter, Alter hin oder her – basta!

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