Iris Minder

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Absurd und tragisch

Keine Ahnung wie es Ihnen geht. Ich selber kann nur staunen und mich wundern. Es ist völlig absurd, beschämend, aber auch traurig. Ich rede von diesem seit zwei Jahren zu uns übergeschwappten sogenannten «Black Friday».

Es ist ja eine Tatsache, dass vor allem seit dem zweiten Weltkrieg alles, was aus den USA kommt sich bei uns etabliert: Rock n’ roll, Elvis, Fernsehserien, Hulahoop, Coca Cola, PC, Iphone, Halloween, Blue Jeans, Hamburger, Windows, Donuts, Internet, die englische Sprache, Hollywood … die Liste ist endlos. Ich werte das nicht. Es ist einfach eine Feststellung.

Muss jetzt aber auch noch dieser Black Friday sein?! Dieser sogenannte Superrabatttag ist in den USA ja der Auftakt zum Weihnachtsverkaufswahnsinn. Man steht Schlange, Internetseiten brechen zusammen, man schlägt sich um die sogenannten Häppchen, wie eine Horde Hyänen um ein Aas. Und was hat man davon? Ein paar Franken weniger ausgegeben für etwas, das man eigentlich nicht oder noch nicht braucht, einen kurzen Moment von Glückshormonen … und dann am nächsten Tag? Das neue wandbreite Fernsehgerät schmückt jetzt das Wohnzimmer, das neueste Handy wird in Betrieb genommen … das alte «Zeug» wird entsorgt, obwohl noch voll betriebsbereit, obwohl man weiss, dass dies alles die Umwelt belastet, dass man es eigentlich nicht unbedingt braucht. Aber man hat ein Schnäppchen gemacht! Juhui!!! Die Glückshormone verdampfen … und zurück bleibt Leere. Wozu brauchen wir diesen Irrsinn von einem «Black Friday»? Was kommt als nächstes über den Atlantik: «Trumpismus»? Übrigens am Mittwoch ist in der Solothurner Zeitung/Grenchner Tagblatt eine lesenswerte Kolumne von Sandra Sieber zu diesem Thema veröffentlicht worden.

Mich würde es jucken, ein Stück darüber zu schreiben. Ein Kaufhaus am Black Friday und die Geschichte von verschiedenen Menschen, vorher, während und nachher. Was würde es? Eine Tragödie, Komödie, Posse, Schwank, Burleske? Ich selber sehe es grundsätzlich als Tragödie. Allerdings um den Irrsinn, den ich dahinter sehe, zu verdeutlichen würde ich mit Elementen aus Schwank, Posse und Burleske arbeiten.

Ich habe diese «Technik» in meinem letzten » Freilichtspiel «Wiiberheer» angewandt. Eine tragische Geschichte von Krieg und Überlebenskampf kurz vor dem Einfall der napoleonischen Truppen. Es geht dabei ums Existentielle, um Leben und Tod. Und in dieser Situation gibt es Leute, die auf den eigenen Status, die lächerliche Macht und auf hohlem Ansehen beharren!? Das ist für mich so etwas von absurd, dass ich es auch nur so darstellen kann.

Genauso würde ich es bei einem Black-Friday-Stück angehen: Das Tragische sehe ich darin, dass man sein Glück, seine Befriedigung im Kaufrausch sucht und am Schluss leer ist. Und auf der anderen Seite, dieses peinliche Auftreten beim Schnappen des Gegenstands der Begierde, geprägt von Gier und Futterneid. Und das in einem Land, wo so oder so Überfluss herrscht. Das kann man nur mit Elementen aus Posse und Schwank darstellen. Und das Lachen sollte im Hals stecken bleiben.

Aber keine Angst, ich schreibe kein solches Stück. Heute ist der 1. Dezember und ich wünsche Ihnen eine wirklich friedliche Adventszeit, in der gute, menschliche Begegnungen im Zentrum stehen. Das ist auf jeden Fall für mich eine Quelle von anhaltendem Glück.

 

P.S. Zwei Schlagzeilen, unkommentiert:

  1. Ein Mann hat den Black-Friday genutzt und Spielzeug gekauft. Dieses hat er dann Familien mit Kindern geschenkt.
  2. Ein Pfarrer hat vorgeschlagen, Weihnachten abzuschaffen. Mit diesem Kaufrausch entspricht dieses christliche Fest nicht mehr dem ursprünglichen Sinn.

 

 

6 Kommentare

  1. Liebe Iris,
    du hast ja so etwas von recht. ich empfand es genau gleich wie du.
    Allerdings beschäftigt mich die Gier, seit ich die drei Enkelinnen hüte, immer wieder. Ich finde, nur weil ich die materielle Gier nicht habe (habe ich sie wirklich nicht?) bin ich nicht frei von Gier. Für mich ist die zentrale Frage: nach was renne ich nicht äusserlich, aber schiele ich innerlich? Das ist eine eingepackte Form von Gier. Eben: die Enkelinnen, alle zwischen 1 und 2 – machen es mir vor: sie wisssen ganz genau, wann sie genug haben und schütteln energisch den Kopf, wenn man ihnen noch die letzten 2 Löffel aus dem Teller hineinstopfen will, aber im Spielen greifen sie sofort gierig nach mehr Klötzen, obwohl sie beide Hände voll gefüllt haben. Und im Sandkasten wollen sie unbedingt das Sändelizeug des Nachbarn, obwohl beide ganz genau gleich viel haben. Schlüsselgeschichte: Matthäus 20, 1-16…
    Also die Essenz vom ganzen: Es ist schmerzlich, dass wir die Gier brauchen um vor uns selber gut dazustehen, und es ertragen können, dass andere mehr haben. Dabei bezieht sich das “mehr” ja nicht auf einer Tatsache, sondern nur im vermeintlichen. Dazu braucht es aber ein schmerzliches “Graben” nach der eigenen Gier in der Tiefe, und oft verkleidet. Vorallem wenn es einem materiell gut geht sieht man die intellektuelle und seelische Gier oft nicht, weil sie eben nicht so offensichtlich ist wie die materielle.
    Trotzdem: mir gibt alles was Rabatt- und Ausverkaufelemente sind total auf die Nerven!!! Aber ich ziehe mich dabei einwenig an den Ohren…
    Jetzt muss ich Fenster putzen und habe dabei viel nachzudenken! Danke für den Anstoss!!
    En so en herzliche Gruess – Gertrud

  2. Hallo Iris , Du hast ja Recht, aber stell dir mal die Musik in Europa
    ohne Amerikas Jazz , Gospels Rock an Roll Dixi usw . vor
    Den ganzen tag Joduliduli wäre weder toll noch schöööön !!!
    Gruss Orsani

  3. Black Friday, der Tag nach Thanksgiving soll laut Wikipedia als Start für die Weihnachtssaison gelten. Soll mich das beunruhigen? Tut es! Hier wird mir klar was der Gewinn für die Händler bedeutet, das Überleben um jeden Preis!
    Und mein Gewinn? Es mag an meinem Alter liegen, dass es für mich ein Verlust bedeutet. Verlust an meiner Tradition. Ich wehre mich, dass meine Adventszeit zur Weihnachtssaison degradiert wird.
    Ich versuche viele meiner Traditionen weiterzugeben, an meine Tochter, an meine Enkelinnen. Mit mehr oder weniger Erfolg. Ihre Glückshormone sind nicht dieselben, ihre Tradition eine andere.
    Geh mit der Zeit.
    Ich mache mir morgen einen schwarzen Einkaufssamstag. Nicht mit Gier aber vielleicht mit einem Schnäppchen. 😉

    Sylvaine Kupferschmid

  4. Ja, liebe Iris, schreib unbedingt ein Theaterstück über den black friday; ich muss jetzt bereits schmunzeln, wenn ich daran denke, wie dein „Mix“ ausfallen wird. By this way: Am schwarzen Freitag haben Christian und ich O Rappen ausgegeben!!!

  5. Liebe Iris
    Danke für deine Zeilen über den Black Friday, du hast absolut Recht.
    Wir brauchen das gar nicht, es macht die Menschen krank, nur leider
    merken sie es nicht. Vieles was von USA kommt ist schlecht und vor-
    allem dumm, aber nicht nur, es gibt auch Gutes das uns Freude macht.
    Es käme mir nie in den Sinn, an einem Black Friday irgendwo anzustehen.
    Je älter ich werde um so befreiender fühle ich, da nicht mit zu machen.
    Nur zu kaufen, was man wirklich braucht, das sollten wir die Jungen lernen,
    für mich ist das Lebensqualität und Glück. Ein Privileg das Millionen Menschen
    auf dieser Welt nicht haben.

    Einen schönen Advent und
    liebe Grüsse Margrit Ischi

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