Iris Minder

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Liebe Theaterfreundinnen und -freunde

Wie ist das eigentlich so mit Zufällen? Oder Vorbestimmung? Schicksal? Meistens wird einem ja rückblickend vieles klar. Es kommt mir so vor, wie wenn sich alles wie Perlen zu einer Kette verbindet. Es kommt mir vor, wie wenn es im eigenen Leben verschiedene solche Ketten gäbe, die sozusagen ein Lebensnetz bilden. Dabei frage ich mich folgendes: Wie, wann, wo beginnt sich diese Kette zu gestalten? Ich weiss, das klingt etwas wirr und kompliziert. Aber ich versuche mal meine berufliche Kette zu analysieren.

Der Startschuss

In einem früheren Blog habe ich darüber geschrieben, wie ich schon als sechsjähriges Mädchen nach dem ersten Besuch einer Theaterproduktion (das Weihnachtsmärchen «Schneeweisschen und Rosenrot» im Stadttheater Luzern) für das Theater brannte. Das bedeutete mir so viel, dass ich mich jedoch nie als gut genug fühlte, diesen Beruf wirklich zu ergreifen. Unerreichbar weit oben, eine Welt fernab, eine Traumwelt, die ich nie erreichen könnte. Aber wie kam es dann dazu, dass ich heute doch genau dort bin, wo ich als Kind und Jugendliche hinwollte? Ja, ich kann sagen, durch äusseren und inneren Druck fast dazu «gezwungen», gedrängt, geführt wurde. Ist es Schicksal, das mir sozusagen Perle um Perle genau dahin gebracht hat? Bestimmung?

Die einzelnen Perlen

— O Da ich überhaupt keinen Plan hatte, was für ein Beruf für mich in Frage käme, irrte ich Anfang 20 irgendwie an der Uni Bern herum: Germanistik, Französisch, Geschichte, Arabisch. Aber ich empfand das alles als sinnlos und liess es bleiben. Aber irgendetwas musste ich doch lernen, um mein Leben verdienen zu können. Dann meldete ich mich bei den Dr. Rischik-Schulen zur Ausbildung als Chefsekretärin an. Das führte dann dazu, dass ich bei der Zeitung DER BUND arbeitete und dort meinen späteren Mann kennen lernte. Jetzt kommt die zweite Perle.

—O Als Ersatz für den Traum eines Theaterberufes wollte ich eine Familie mit fünf Kindern. Aber dann wählte ich unbewusst einen Ehemann, der vieles wollte, aber keine Kinder. Ich habe lange sehr darunter gelitten und war oft verzweifelt. Aber es führte zur dritten Perle.

— O Da ich eine eigene Familie abschreiben musste, stand ich mit 36 Jahren vor der Frage: Und was soll ich jetzt mit meinem Leben anfangen? Ich entschloss mich zu studieren: Europäische Ethnologie, Germanistik und vergleichende Religionswissenschaft. Das mit dem Lizentiat mit 40 Jahren abgeschlossene Studium führte zur vierten Perle.

O— Da wir unsere Ehe gleichzeitig mit Studienbeginn friedlich geschieden haben, musste ich mich für eine Stelle bewerben, jetzt mit einem Uniabschluss in der Tasche. Das führte mich nach Grenchen, wo ich zur ersten Leiterin des Amtes für Kultur gewählt wurde. Eine Arbeit, die mir unheimlich viel Freude gemacht hat und wo ich mit viel Energie eine Menge bewegt, gegründet und ins Leben gerufen habe. Der politische Gegenwind, unangenehme Begebenheiten und mobbingmässiger Druck hatten mir sehr zugesetzt. Das alles machte mich – trotz den herrlichen Erfolgen – krank. Ich nahm über 20 Kilo zu und musste Mittel gegen einen sehr hohen Bluthochdruck nehmen. Ich war wieder einmal an dem Punkt angelangt, wo ich mir die Frage stellte: Und jetzt? Das führte zur fünften Perle.

O— In einer gewissen Hilflosigkeit hörte ich von einem Schamanen, Rainbow (passte erst noch zu meinem Namen Iris). Der sagte mir, dass ich unbedingt etwas ändern müsse. Ich soll eine Ausbildung als Theatertherapeutin machen. Darauf wäre ich nie gekommen und wusste gar nicht, dass es so was gab. Das wiederum führte mich zu DER Perle, die alles verändert hat.

—O Ich recherchierte und fand das Institut für Psychodrama auf der Grundlage der Jungschen Psychologie in Zumikon. Dort lernte ich nicht nur durch eigene Psychodramen bei meinen Ausbildungseltern, Ellynor und Helmut Barz, sondern auch durch die Psychoanalytikerin Ute Jarmer mich selber wirklich kennen, sondern mich auch zu befreien und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Ja, es war im wahrsten Sinne ein «Zumirkommen». Diese Menschen und diese Ausbildung gaben mir den Mut endlich, das zu tun, was ich schon immer wollte: Theater. Zusätzlich zur Theatertherapie-Ausbildung studierte ich noch Theaterwissenschaft an der Uni Bern. Ich machte den Sprung ins kalte Wasser und kündigte meine Kulturamt-Stelle. Und, zu meinem grossen Erstaunen: Das Wasser war wohltuend wärmend. Freilichtspiele, Kindertheater BLITZ, Seniorenbühne (theater, JAWOHL), Szenenspiele, Autorin und Regisseurin eigener Stücke, Atelierproduktionen, den Unterstützungsverein BLAWO im Rücken … Endlich bin ich angekommen. Die Perlenkette ist rund.

Heute bin ich rundum zufrieden (nicht, dass alles Friede, Freude, Eierkuchen ist; Aufs und Abs gehören zum Leben), es geht mir echt gut, ich bin ausgefüllt, habe gute, sehr gute Menschen um mich und bin gesund (bis auf gewisse Altersbeschwerden), kann Freude bereiten und mich über Erfolg freuen … und dies dank all den Perlen in meiner beruflichen Lebenskette.

Ich stelle mir aber doch noch folgende Frage: Wurde mir dieser Beruf bereits als Vorbestimmung in die Wiege gelegt? Hat mich die Vorsehung, die Bestimmung durch verschiedene «Lehrblätze» und unbewusste Entscheide auf dieses vorbestimmte Ziel geführt? Was ist es? Göttliche Vorsehen? Fügung? Werden wir doch von irgendwo geleitet? Sehen Sie in Ihrem Leben auch eine solche Perlenkette?

Ich weiss es nicht. Ich bin einfach nur eines: DANKBAR.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe Ostern

Ihre Iris Minder

 

FRIEDEN FÜR DIE UKRAINE UND FÜR DIE WELT       SORGE ZU UNSERER ERDE, DER EINZIGEN

Ein Kommentar

  1. Liebe Iris, dein tiefgründiges Recherchieren nach den Zusammenhängen der verschiedenen Schicksalsjahre hat mich tief beeindruckt. Auch ich war eine kleine Schicksalskugel, die einige Zeit neben einer deiner grossen Perlen rollen und dich begleiten durfte … es war eine äusserst aufregende, schöne Zeit, die uns beiden viel gegeben hat …

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