Iris Minder

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Liebe Theaterfreundinnen
Liebe Theaterfreunde

Wenn man spürt, dass ein grosser Abschied naht, dass entschieden werden muss, ist das mit sehr vielen Emotionen und Ängsten verbunden.

Mit Leib und Seele habe ich über inzwischen Jahrzehnte inszeniert, gefühlt, gekämpft, gelebt, gelitten und das immer mit ganzem Herzblut, eigentlich mit allem, was mich ausmacht. Zehn Jahre über die Pensionierung hinaus bin ich dankbar diesen Weg gegangen. Ja, und jetzt der definitive Entschluss aufzuhören. Es ist ein guter Entschluss, ein richtiger. Und doch – es bleibt eine Art Leere, Trauer und Ängstlichkeit: «Was nun?»

Der Abschied fällt mir sowohl leicht wie schwer. Schwer, weil ich loslassen muss, was mich erfüllt, mich ausgemacht hat. Leicht, weil ich spüre, alles gegeben zu haben. Aber die Kraft und die Belastbarkeit schwinden langsam, um auch in Zukunft immer alles geben zu können. Was sind da alles für Welten mit so vielen wunderbaren Menschen erschaffen worden! Eine kleine Auswahl an Fotos zeigen diese Welten,

Vielleicht ist das, was kommt kein Ende, sondern der Anfang eines neue Kapitels. Jetzt einfach nichts mehr tun, scheint mir überhaupt keine Option zu sein. Das neue Kapitel ist noch unbeschrieben, leer … aber vielleicht hält es viele Möglichkeiten bereit. Irgendwie bleibt die Bühne … es wechselt einfach der Vorhang.

Freilichtspiele Grenchen (Signau, Landshut)

Bereits im Jahr 2021 habe ich mit dem zehnten Freilichtspiel Grenchen losgelassen. Schmerzhaft und bitter. Zwanzig Jahre zentraler Teil meines  Lebens. Das hinterlässt eine Lücke. Eine grosse.

«theater, JAWOHL»

Im März 2024 habe ich das «theater, JAWOHL» mit der Produktion «Bei uns geht die Post ab» losgelassen. Turbulente Jahre mit freundschaftlicher Verbundenheit liegen hinter uns. Wir konnten sozusagen in der ganzen Schweiz spielen: Basel, Luzern, Zürich, Bern und in vielen, vielen regionalen Gemeinden. Jetzt ist es Zeit abzugeben. Ja, abgeben. Es geht nämlich weiter und zwar mit Lorenz Probst, der mit dem «JAWOHL» in eine spannende Zukunft reisen wird. Das freut mich riesig. Eine grosse Wehmut ist doch da, denn so viele Theaterwegbegleiter sind nicht mehr unter uns. Mein Dank ist sehr, sehr gross und niemand bleibt unvergessen.

Atelierproduktionen

Meine kleinen Kammerspiele, die Atelierproduktionen, haben mit «Brücken» im März diesen Jahres ein Ende gefunden. In diesem sehr besonderen Stück lag es mir am Herzen die Hand auszustrecken nach Frieden, Liebe und Toleranz. Etwas, das mir sehr am Herzen liegt und an dem ich ganz persönlich an mir selber arbeite. Ich liebte diese kleinen, feinen, leisen Stücke, die Spielenden und Publikum etwas mit auf den Weg geben sollten. Der Abschied der Abschied von meinen Kammerspielen ist sehr schmerzhaft, belastend und mit einem tiefen Seufzer belastet.

Szenenspiele

Auch dieser Abschied tut weh, ist belastend, bedrückend und einfach nur traurig. Ich liebte die Szenenspiele und habe sie auf meine Weise ausgebaut, kreiert und der jeweiligen Umgebung angepasst. Sie waren meine Diamanten, meine kleinen Freuden, meine persönlichen Weihnachten und Ostern zusammen. Grenchen, Büren a.A., Solothurn und ganz besonders die Szenenspiele im Schlosspark Landshut Utzenstorf sind mit allem, was mich ausmacht entstanden. Authentisch, unverfälscht und voller Lust am Kreieren und Erschaffen von Welten. Der Abschiedsschmerz hier sitzt besonders tief. Da loszulassen fällt mir besonders schwer.

 

Jubiläumsstück (mit Kindertheater BLITZ, JAWOHL, Atelierteam)

Aber das wirkliche Ende meiner Bühnenarbeit wird erst am 14. November 2025 kommen, und zwar mit der Dernière des Jubiläumsstückes «Der ungarische Graf», sehr frei nach der Novelle von Gottfried Keller «Kleider machen Leute». Die Uraufführung findet am 8.11.25, 19.30 statt. Weitere zwei Vorstellungen am 9.11.25 um 11 Uhr und 13.11. um 19.30. Derniere am 14.11. um 18.30 Uhr. Die Vorstellungen finden im Zwinglihaus Grenchen statt. Also: Wir nehmen noch nicht ganz Abschied voneinander. Weitere Informationen betreffend Jubiläumsstück folgen. Schon bald können Sie sich auf der lebendigen Webseite www.jubilaen-2025.ch umsehen. Die Webseite wird gerade mit Herzblut von Hanspeter Gautschin, kreiert und gekonnt gestaltet.

Mit lieben Grüssen

Iris Minder

6 Kommentare

  1. Liebe Iris
    Ich kann es mir noch gar nicht vorstellen, dass bald keine Produktion von dir mehr geben soll. Sooo lange waren das DIE wichtigen Termine im Jahr! Sooo viele Erinnerungen verbinden sich damit. DANKE für all die Jahre!

  2. Liebe Iris,
    Vielen, vielen herzlichen Dank für dein Wirken im Theater, in deinen Stücken in Grenchen, Utzensdorf mit allen Generationen. Du hast schon jetz einen riesigen künstlerischen Blumenstrauss von Produktionen hinterlassen. Ich freue mich auf Deine (letzte?) nächste Aufführung im November im Zwinglihaus. Ich werde sicher dabei sein. Herzlich Donald

    1. Lieber Donald
      So schön eine Stimme aus alten Zeiten! Ich danke dir ganz herzlich für den wertschätzenden Blumenstrauss. Du stellst hinter “letzte” ein Fragezeichen. Es darf ein Ausrufezeichen sein. Der Entscheid ist gefallen und gut so. Es wird mich sehr freuen, dich im November im “DER UNGARISCHE GRAF” treffen zu dürfen. Bis dann herzlich alles Gute! Iris

  3. Liebe Iris.
    Herzlichen Dank für deinen grossen Rückschau Blog. Loslassen und Abschied nehmen ist immer mit Schmerz und Trauer verbunden, aber
    du kannst sehr Stolz auf dein Werk sein.
    Das vielfältige Wirken auf den verschiedenen Bühnen wird unvergessen bleiben, herzlichen Dank dafür.
    Die Leere die entstanden ist wird sich sicher bald mit neuen Aktivitäten füllen,
    darauf kannst du dich jetzt schon freuen.
    Mit lieben Grüssen
    Christian und Rosmarie

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