Iris Minder

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Feuerwehrübung …

Manchmal ist es wie verhext. Alles im Detail geplant. Vorbereitungen sind getroffen. Jeder vom theater, JAWOHLí ist starbereit. Alle freuen sich auf die Vorstellung in Koppigen in St. Niklaus. Und dann wird alles zu einer Feuerwehrübung.

Dienstag. Nach vielen Jahren findet wieder eine Klassenzusammenkunft (habe in einem früheren Blog darübergeschrieben) statt. Wir sitzen alle gemütlich auf dem Bürgenstock beim Apéro. 11 Uhr. Dann kommt das Telefon, dass eine der Spielerinnen des «theater, JAWOHLí» so krank ist, dass sie am Mittwoch in Koppigen nicht spielen könne. Was tun? Als erstes informierte ich den Veranstalter. Schwierige Situation. Man erwartet rund 100 Besucherinnen und Besucher, kann diese nicht erreichen, weil die Vorstellung «Schrullige Truppe» öffentlich ausgeschrieben wurde. Ich merke, dass ich die Organisation nicht im Stich lassen kann. Was aber tun? Das vorgesehene Stück kann nicht aufgeführt werden, wenn eine wichtige Spielerin fehlt. Ersatz haben wir nicht. Da ich selber mit einer kleinen Rolle mitspiele, ist es nicht möglich, als Ersatz einzuspringen. Kurz und gut: ich verspreche dem Veranstalter ein Ersatzprogramm auf die Bühne zu bringen. Ein Versprechen ist ein Versprechen … auch wenn ich in diesem Moment noch keine Ahnung hatte, was wir überhaupt machen werden.

Dann über die Whatsappgruppe eine Umfrage an die Spielenden, wer für ein Zusatzprogramm zu haben sei. Alle, wirklich alle sagten sofort zu. Was für ein super Team! Was sollen wir jedoch erarbeiten? Da ist auch mein Qualitätsanspruch: Die Zuschauer sollen nicht merken, dass es eine Feuerwehrübung war! Auf dem Bürgenstock war ich ja auch weg von allen Möglichkeiten zu recherchieren. Das Ganze liess mir keine Ruhe und ich überlegte … und plante … schnell war für mich klar: Inszenierte Lesungen mit berndeutschen Geschichten. Aber eine Stunde lang lesen? Zum Glück gibt es da ein junges Mädchen, das hervorragend Schwyzerörgeli spielt. Eine kurze Anfrage vom Vierwaldstättersee Richtung Lommiswil. Nach verschiedenen Fragen und Erklärungen hin und her hat das junge Mädchen zugesagt. Woher aber nehme ich berndeutsche Geschichten und das eine Nacht vor der Aufführung? Eine Grossbuchhandlung in Bern! Das Schiff kam kurz vor der Abfahrt des Zuges nach Bern in Luzern an. Der Zug anderseits erreichte kurz vor 18 Uhr Bern.

Noch eine halbe Stunde in der Buchhandlung. Mehrere Bücher gekauft. Mit dem Zug nach Solothurn, wo ich mit dem Auto abgeholt wurde. Von Günsberg nach Grenchen ins Theater Gänggi. Auf dem Weg kam mir die Idee, noch etwas Persönliches einfliessen zu lassen. So haben sich einige vom Team Gedanken darüber gemacht, warum sie nicht mehr 20 sein möchten. Dann diese vielen Texte lesen, auswählen, einscannen, den Spielenden per Mail senden. Rollen verteilen … Mitternacht.

Am andern Tag um 10 Uhr Probe vor Ort, einüben der Lesetexte, Rollenspiele, Abholen der Schwyzerörgelispielerin von der Schule … kurzes Mittagessen … und dann kamen schon die ersten Gäste. Wir waren alle total präsent, voll Adrenalin … und freuten uns im Nachhinein über eine gelungene Vorstellung und darüber, dass wir den vielen Zuschauern Freude bereitet hatten.

Das war eine echte Herausforderung. Soll mir einer sagen, Senioren seien nicht mehr flexibel! Im Nachhinein muss ich sagen: Es hat Spass gemacht, war spannend, eine tolle Erfahrung … und schliesslich liebe ich Herausforderungen! Und zum Glück ist die kranke Spielerin inzwischen wieder purlimunter!

Ihre Iris Minder

TIPP

Besuchen Sie das neueste Gänggi-Theaterstück «Vater und Sohn». Eine spannende, humor- und liebevolle kleine Produktion mit zwei tollen Schauspielern: Lorenz Probst und Miro Nardini. Wir freuen uns auf Sie: weitere Informationen unter www.irisminder.ch!

5 Kommentare

  1. Liebe Iris , au do chöntsch nume dr Ursli Frogä !äs git äs neus Buech vom Stadtschminggu ,
    ( Bettgeschichte ) mit knallhertem Bielerdütsch , äs super Buech !
    Gruess dr Ursli

  2. Für mich als Spielerin im Theater Jawohl hat es so richtig spass gemacht. Wir sind nun mal eine schrullige Truppe.
    Als ehemalige Koppigerin war ich schon nervös, ich wollte ja meine Bekannten nicht enttäuschen.
    Aber dank dir Iris war es ein toller Erfolg. DANKE!

  3. Was du i nidemal 24 Stung hesch uf Bei g’stellt isch eifach grossartig u isch e b’sungberi
    Anerchenig wärt. U wisech die schrullige Lüt hei iz hingere klemmt u mit ihrem Uftritt
    e sones dankbars Publikum hei chönne begeischtere, das isch doch eifach wunderschön.

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