Iris Minder

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Sie möchten wissen, wie eine neue Produktion vom «theater, JAWOHL» entsteht?

In mehreren Blogs möchte ich Sie am Entstehen dieser neuen Kofferproduktion des «theater, JAWOHL» teilhaben lassen und gebe Ihnen sozusagen den Blick hinter die Kulissen frei.

Vielleicht zuerst ein paar Informationen über die Art von Stück, das wir am Erarbeiten sind. Es läuft zum dritten Mal unter dem Obertitel «Ein Koffer voller Erinnerungen». Es handelt sich also um Erinnerungstheater, um biografisches Theater. Das Team taucht ein in den grossen Reichtum an gelebtem Leben, in seine Biografie. Diese erlebten und beobachteten Ereignisse, Erfahrungen und Erlebnisse werden erzählt, dramaturgisch aufgearbeitet und inszeniert. So entsteht am Schluss ein ästhetisches Produkt auf der Bühne.

Austausch von Erinnerungen und Geschichten

Die Teilnehmenden tauschen also gegenseitig ihre Geschichte und Geschichten zu einem bestimmten Thema aus und aus diesen Erzählungen wird ein Stück erarbeitet. Oft ist es dabei so, dass alte Geschichten (die einen bis heute bedrücken oder zum Schmunzeln bringen oder einen ein wenig beschämen), die man für sich behalten hat und nun aber erzählt, plötzlich einen Wert bekommen können. Man selbst spürt seinen Wert auch wenn ein Ereignis noch so klein und unbedeutend scheint. Jedes holt das aus seiner Vergangenheit hervor, wozu es selbstbestimmt bereit ist. Meine Aufgabe ist es dann oft, Fragen zu stellen, versuchen in die Tiefe zu gehen. Ziel ist eine künstlerische Form zu finden, in der sich alle wohl und aufgehoben fühlen.

Wie ist es nun mit der neusten Produktion des «theater, JAWOHL»?

Da ist zuerst eine Idee. Für das neue Stück war die Idee, sich an Stolpersteine und Highlights aus dem eigenen Leben zu erinnern. Wie war das? Wie ging man damit um? Bei einem ersten informativen Treffen haben wir uns darauf geeinigt, dieses Thema auf eine Zeitspanne zu beschränken, nämlich auf die 70iger Jahre.

Dann musste ich versuchen einen Proben- und Vorstellungsplan zu erstellen. Das war – ich muss es sagen – äusserst schweisstreibend. All die Wünsche, privaten und arbeitsmässigen Termine, Sitzungen und Ferienabwesenheiten auf einen Nenner zu bringen, war zuerst unmöglich. So konnte ein Spieler leider diesmal nicht dabei sein, weil er schlichtweg an zu viele berufliche Verpflichtungen kurz vor den Vorstellungen gebunden war. Ein weiterer Spieler, unser Hermann Herren, hat traurigerweise altershalber nach elf Jahren Zugehörigkeit zum «theater, JAWOHL» absagen müssen. Er ist 87 und es würde zu viel für ihn. So werden für die neue Produktion zehn Spielerinnen und Spieler mit dabei sein. Es sind dies:

Annemarie Schärer, Ernst Moser, Franziska Beck, Hanspeter Gautschin, Heidi Heller, Jolanda Bider, Markus Schmid, Rosmarie Schwab, Rosmarie Urben, Susi Reinhart.

Eine grössenmässig ideale Truppe. Am Mittwochnachmittag dieser Woche konnte nun ein passabler Probenplan erstellt werden.

Die konkrete Arbeit

Auf grossen Plakaten hat jedes zu verschiedenen Themen in Stichworten aufgeschrieben, was es zu erzählen. Bei all den vorgeschlagenen Themen wie Familie, Bedrückendes, Witziges, Highlights, Krankheiten, Finanzielles, Freizeit, Vergnügen sind eine Menge Einträge gemacht worden. All diese Stichworte werden bei der nächsten Zusammenkunft dazu dienen, sie den andern zu erzählen. Erfahrungsgemäss kommt dann oft jemandem genau zu dieser Geschichte eine eigene Geschichte als Ergänzung dazu in den Sinn. Jede erzählte Erinnerung wird so wie eine Art Leiter in die Vergangenheit vom Erzählenden selbst oder von jemand anderem aus dem Team. Sie kommen ans Tageslicht und werden bedeutend. Dies dann aber an der nächsten Probe vom 11. September. Alle erzählten Erinnerungen werden auf Tonband aufgenommen. Sie dienen mir – neben den eigenen Notizen – dazu, dann alles dramaturgisch zu einem Stück zu formen.

Symbolische Bilder als Erinnerungshilfe

Als Erinnerungshilfe habe ich rund 50 schwarz-weiss Fotos aufgelegt. Die Aufgabe war, die Karte auszuwählen, die symbolisch ganz typisch für das Lebensgefühl in der vorgegebenen Zeit darstellt. Beim Vorstellen des Bildes wurde schon deutlich, wie spannend, wie interessant, wie tief und berührend schon nur dieser kleine – aber so bedeutende – «Einstieg» ist.

Ich freue mich nun auf das weitere Hinabsteigen in die Tiefen der Vergangenheit.

Ihre Iris Minder

5 Kommentare

  1. Wir werden uns das Ergebnis nicht entgehen lassen und freuen uns schon heute auf die Premiere!
    Viel Freude und Erfolg beim Erzählen und Proben.
    Doris Kehl

  2. Das ist ja interessant und für mich verführerisch was da alles zusammenkommen
    wird, da fange ich natürlich auch an zu grübeln. Wenn mann so lange dabei war und
    soviel Theaterfreude in einem steckt, da kommt halt verschiedenes wieder hoch.
    Aber als ich zu lesen begann habe ich zu mir geagt: Iris führe mich nicht in Versuc h
    ung. Doch ich freue mich mit allen Beteiligten und bin überzeugt dass es wieder eine tolle Produktion wird und ich werde sicher früher oder später mir im Gänggi einen Besuch erlauben. E liebe Gruess, Hermann

  3. Liebe Iris
    Es ist einfach erstaunlich, was du wieder auf die “Bühne” stellst. Ich weiss
    wieviel dahinter steckt, denn ich war ja zweimal als Mitspielerin dabei.
    Nun die 70er Jahre, das wird spannend, ich freue mich darauf.
    Was ich einfach toll finde, am Schluss ist es ein gemeinsam, erarbeitetes
    Projekt.
    Ich wünsche euch viel Freude und gute Ideen.

    Liebe Grüsse Margrit

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